Mit mehr Leichtigkeit und Freude durch die Schulzeit by Beate Schuster & Anette Fahle

Mit mehr Leichtigkeit und Freude durch die Schulzeit by Beate Schuster & Anette Fahle

Autor:Beate Schuster & Anette Fahle
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783662573112
Herausgeber: Springer Berlin Heidelberg


Prinzip 43: Spezifische Kenntnisse zu Angststörungen beachten! Soziale Angst und Prüfungsangst: an Beziehung und an Denken ansetzen sowie VT-Techniken nutzen!

Im Zusammenhang mit gestörtem Essverhalten wurden eben schon soziale Ängste angesprochen. Hierbei handelt es sich im Kern um Angst vor Bewertung, weshalb es hier auch Überlappungen zu den noch zu besprechenden Prüfungsängsten gibt. Woher kommt soziale Angst, was ist hier Henne und was Ei? Eine finnische Längsschnittstudie (Prinzip 42) hat empirisch belegt, dass Mobbing das Risiko, im Laufe der Zeit eine soziale Phobie zu entwickeln, um das sechsfache(!) erhöht. Umgekehrt zeigte sich jedoch nicht, dass Angst das Risiko für Mobbing erhöht hätte. Allerdings traten bereits zu Beginn erhöhte Depressionswerte auf. Gestörte Erfahrungen mit Gleichaltrigen fügen Kindern und Jugendlichen demnach auch diesbezüglich ernsten Schaden zu. Hierzu passt, dass laut DSM-5 (Kasten 7) vorauslaufende Beschämungserfahrungen eine Schlüsselrolle spielen. Wünschenswert wäre natürlich, dass Lehrkräfte, die bei beiden Aspekten sehr segensreich in die Dynamik eingreifen könnten (siehe hierzu Schuster 2013), hier aktiv werden würden. So lange sie das aber nicht tun, wäre es hilfreich, selbst an den Beziehungserlebnissen der Kinder zu arbeiten. Die Eltern können ihnen zum Beispiel andere Kontexte eröffnen sowie innerhalb der misslichen Kontexte an anderen Strategien, wie man selbst auftritt, ansetzen. Assertives, also unaggressiv-selbstbehauptendes Verhalten etwa kann man lernen (Kap. 6)!

Darüber hinaus spielen auch bei Angststörungen wieder Attributionen, Selbstwirksamkeitserwartungen und das Muss-Möchte-Denken eine große Rolle. Oben wurde es schon erwähnt: Eltern können eingreifen, wenn die Kinder bestimmte Gedanken äußern (zum Beispiel: ich muss von anderen akzeptiert werden), und ihnen nahelegen, diese in günstigerer Weise umzuformulieren (es wäre schön, wenn mich andere akzeptieren). Oder man artikuliert entsprechend selbst als Modell. Damit kann man mindestens an der Beschämungskomponente ansetzen – aus Beschämung über bestimmte soziale Verhaltensweisen anderer kann angemessener Ärger oder Bedauern und dann schließlich Akzeptanz werden.

Hilfreich ist hier auch eine professionelle Therapie. Das im Kasten 7 beschriebene DSM-5, das große Manual der amerikanischen Psychiater, beklagt, dass trotz des großen Leidensdrucks und der umfangreichen sozialen Beeinträchtigung, die mit einer sozialen Angststörung einhergehen, Betroffene selten und spät professionelle Hilfe suchen – im Schnitt erst nach 15 bis 20(!) Jahren! Das ist besonders schade, da Angststörungen zu dem gehören, was wirklich gut behandelbar ist! Ähnlich wie man mit Schlafstörungen nicht leben muss (Kasten 1), muss man dies auch nicht mit Angststörungen! Wieder kommen alle drei Ansätze zum Einsatz, die hier schon mehrfach angesprochen wurden: Kognitive Ansätze setzen am Denken über soziale Erfolge und Misserfolge an, beziehungsorientierte Ansätze würden dem unmittelbaren sozialen Umfeld nahelegen, mehr an einer wertschätzenden, empathischen, authentischen Beziehung zu arbeiten, und verhaltenstherapeutische Ansätze wären besonders wirksam (Kasten 9).



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